Provenzalisches Huhn nach Alfred Biolek #rezept #gourmetguerilla

Das schnellste provenzalische Huhn der Welt. Oder: Lieber Alfred Biolek, vielen Dank für alles.

Provenzalisches Huhn nach Alfred Biolek #rezept #gourmetguerillaEs mag jetzt vielleicht etwas überraschend kommen (manche mögen es aufgrund der Headline eventuell auch schon geahnt haben), aber ich möchte dieses Rezept Alfred Biolek widmen. Und das, obwohl es eigentlich von ihm stammt. Trotzdem – oder eben genau deswegen. Es ist nämlich nicht nur einfach ein Rezept, sondern ein herziges Stück Erinnerung.

Ich sehe ein, das muss ich jetzt ein bißchen näher erklären. Also: In erster Linie führe ich meine Liebe zum Kochen auf meine Oma zurück. Für weitere Initialzündungen sorgten dann mein Englisch- und Philosophie-Lehrer Dr. Reinhold Hülsewiesche mit seiner fantastischen Pastasoße beim Klassenkochen und – dauerhafter – Herr Biolek. Als Oma nämlich nicht mehr da und ich an die Uni gewechselt war, erschien irgendwann Herr Biolek auf meinem Fernseh-Radar, kochte plaudernd mit seinen Gästen und sorgte so dafür, dass ich mir zu Weihnachten mein erstes eigenes Kochbuch wünschte: Kochen mit Bio.

Kurz darauf kaufte ich außerdem ein Sofa von IKEA 2. Wahl in Dorsten, trieb eine Menge buntes Geschirr und alte Töpfe auf dem Flohmarkt in Recklinghausen auf, zog von zu Hause aus und landete mit all dem Kram und zwei Kochplatten schließlich in einer winzigen 2-Zimmer-Wohnung in der Ewaldstraße in Herten. Immerhin unglaublich abnabelnde 400 m Luftlinie von der Wohnung meiner Eltern entfernt.

Damals fing ich an, ganz neue und unbekannte Dinge zu kochen. Zum Beispiel das köstliche Schnellste Huhn der Welt von Seite 100 aus Kochen mit Bio. Ich weiß noch, wie ich damals für mich komplett neue Geschmackswelten entdeckte und schließlich stolz meine Mutter zum Essen einludt. Ich bin mir allerdings nicht mehr sicher, ob meine Haare zu diesem Zeitpunkt in einem entzückenden Hellblau oder blendendem Orange gefärbt waren … Es gab auf jeden Fall das provenzalische Huhn mit grünen Bohnen und Reis. Mit eine Kippe im Mund stand ich Revolutionärin der Küche glücklich vor meinen Kochplatten und rührte in den bunten alten Töpfen. Meine arme Mutter, die Zigarettenqualm noch nie sonderlich gut vertragen konnte, wurde ziemlich schnell ziemlich grün im Gesicht, hielt aber tapfer durch und verzehrte mit mir anschliessend sogar einträchtig das Huhn. Ich glaube, es hat ihr trotz allem geschmeckt. Sorry, Mami. Ich war erst 19. (A.d.V.: Ich habe vor Ewigkeiten mit dem Rauchen aufgehört).

Das tolle Huhn ist irgendwann tatsächlich ein bißchen in Vergessenheit geraten – es wurde seit Jahren nicht mehr von mir gekocht. Doch als mir letztens beim wirklich gründlichen Aufräumen des Büchregals das staubige Exemplar Kochen mit Bio in die Hände fiel, habe ich mich plötzlich an alles erinnert. Es ist nach wie vor ein sehr einfaches und köstliches Gericht mit einer raffinierten Note. Man darf nur nicht zu wenig von einem sehr guten Wermuth in den Topf kippen. Die Kombination von Butter, Creme Fraiche, Tomaten, Knoblauch und Thymian macht das ganze dann perfekt – und einfach unwiderstehlich. In diese Soße will man sich am liebsten reinlegen.

Also, vielen Dank lieber Herr Biolek für ein großartiges Abnabelungsgericht und all die kulinarischen Erinnerungen. (Ähm, gibt es die Kategorie „Abnabelungsgericht” eigentlich?)

Meine Lieblings-Folge von alfredissimo im TV ist übrigens die mit Helmut Berger und seinen Spaghetti Vongole. „Maria, poliere, poliere!” Einfach göttlich. Und auf dieser DVD zu sehen. Danke auch dafür.

Huhn in provenzalischer Tomatensoße auf einem grauen Teller mit gewelltem RandHuhn in provenzalischer Tomatensoße auf einem grauen Teller mit gewelltem Rand

Und so geht´s für 4 Personen:

2 doppelte Hühnerbrustfilets ohne Haut und Knochen (vorzugsweise Bio oder Freilandhaltung aus Eurer Umgebung) waschen und trockentupfen. Das Fleisch in ca. 4 größere Streifen schneiden.

In einer Pfanne 1 EL Butter und 1 EL Olivenöl stark erhitzen und das Hühnchen darin scharf ca. 4 Minuten von beiden Seiten anbraten, bis es gebräunt ist.

3-4 Knoblauchzehen pellen und grob hacken. Den Knoblauch mit 3 EL Paprika Edelsüß ganz kurz in die Pfanne rühren, dann mit 1 großen Dose geschälte Tomaten ablöschen. Die Hitze reduzieren, 1 TL getrockneten Thymian, 1 TL Salz und 1/8 Liter Wermuth zugeben und mit einem Deckel bedeckt ca. 15 Minuten köcheln lassen.

1 Becher Sahne und 1 Becher Creme Fraiche (JAAA!) in die Pfanne rühren und nochmal 5 Minuten köchlen lassen, bis die Soße sämig ist.

Meine persönliche Empfehlung: Ganz zum Schluss noch einen kleinen Extra-Stratz Wermuth in die Soße rühren und mit Salz kräftig abschmecken.

Tipp: Zum provenzalischen Huhn passen Reis und grüne Bohnen oder einfach nur ein Stück knuspriges Baguette.

Und eine Bitte: Kocht das Huhn bitte auf keinen Fall zu lange in der Soße, sonst wird es hart und quietschig. In Deutschland hat man ja eine erstaunliche Panik vor Salmonellenvergiftungen. Aber gebt dem Huhn eine Chance – es sollte natürlich durch, aber innen noch ein klein wenig feucht und saftig sein.

Huhn in provenzalischer Tomatensoße mit Reis und gruenen Bohnen

 

 

 

GourmetGuerilla – Provenzalisches Huhn nach Alfred Biolek