Nokia_Lumia_925_Riesenrad

Kann eine erwachsene Großstädterin ohne ihr iPhone überleben? Ein smarter Fremdgehversuch.

Nokia Lumia 925 RiesenradVor einigen Wochen war der große Tag, an dem ich mit einem Grinsen von hier bis Nicaragua den magentafarbenen Telefonladen meines Vertrauens aufsuchte. Das neue Modell des Bekannten Technikanbieters mit dem Apfel war endlich, endlich da! Und jetzt sollte es direkt meins werden. Wieder schneller im Netz unterwegs und bessere Fotos (für eine Bloggerette nahezu lebenswichtig) … Hach!

Ich weiß, dass die Apfelmarke polarisiert  – entweder man mag sie oder man mag sie nicht. Um eines gleich klarzustellen: Ich bin seit Jahren ganz wunderbar kuschelig in die Apfel-Peripherie eingebunden und besitze mehrere Geräte, die alle toll miteinander sprechen und vorzugsweise weiß oder silber sind. Ich bin Fan. Und jetzt wurde es Zeit für mein neues Telefon – ich hatte schon so lange darauf gewartet!

Beschwingt schritt ich also die Treppe des Telekommunikations-Punkts hinauf, schwang mich durch die Glastür und angelte mir den nächsten bereitstehenden Verkaufsberater. Niemals hatte ich süßere Worte ausgesprochen: „Hallo, ich würde meinen Vertrag gern verlängern.” Wimpernklimpernd teilte ich dem jungen Mann meinen Telefonwunsch mit. Dieser tippte an seinem Verkaufsterminal herum. „Kein Problem, ich kann Ihnen das Gerät für 500,– Euro anbieten”. Ich strahlte ihn an. „Und was kostet es dann mit meinem Vertrag?” – „Das ist der Preis mit Vertrag”, entgegnet mir dieser 21jährige Jungverkäufer lakonisch und desinteressiert.

Ich glaubte, ich hätte was am Ohr! Ja weiß der Mann denn, was er da sagt? 500,– Euro? In meinem Kopf fielen die rosaroten Erwartungsbilder in graue Fetzen. Ausgeschlossen, dass ich diese Summer zusätzlich zu den monatlichen Vertragskosten aufbringen würde. Es hat ja alles seine Grenzen. „Ähm, das muss ich mir dann wohl nochmal überlegen.” Als gebrochene Frau verließ ich mit dem gleichen, alten Telefon den T-Laden.

Das war ein herber Schlag ins Kontor. Meine Laune war schlecht. Man hatte mir meinen Status als technikinteressierter Early Adopter geraubt. Abends erzählte ich dem Mann alles und klagte vollumfänglich mein Leid.

Das Leid hielt noch genau zwei weitere Tage an.

Dann klingelte Abends das Telefon. Unter der unbekannten Nummer meldete sich B., den ich mal in einem anderen Zusammenhang auf einem PR-Event kennengelernt hatte. „Mel.”, sagt er. „Was hast Du eigentlich für ein Telefon?“ Ich liebe es, wenn Leute in frischen, tiefen Wunden bohren. „Ein ziemlich altes iPhone”, knurrte ich vielleicht eine klitzekleine Spur gereizt. „Das ist gut!”, freute sich B. Der hatte vielleicht Nerven. „Hast Du schon mal daran gedacht, ein neues Windows-Phone auszuprobieren?“ Ehrlich gesagt, nein. B. hätte mich genau so gut fragen können, ob ich schon mal daran gedacht hätte, nächste Woche zum Mond zu fliegen. Never. Ever.

„Ähm, nein. Ich bin ein Apfel”, entgegnete ich möglichst würdevoll. „Wir glauben, dass unser Gerät mindestens genau so gut ist. Willst Du es nicht einfach mal ausprobieren? Wir schicken Dir eins und Du testest es. Das ist eine Challenge. Du legst Dein jetziges Telefon weg und benutzt stattdessen nur noch das Nokia Lumia. Wir wollen Deine ehrliche Meinung wissen, wenn Dir etwas nicht gefällt, kannst Du das auch ganz offen und ehrlich kund tun.” Ich muss zugeben, ich bin von so viel Selbstbewusstsein beeindruckt. Aber ich mit einem … ähhh … Windows-Phone? Damit kenne ich mich doch keinen Fatz aus. Aber zeitlich trifft das Angebot ins Schwarze. Vielleicht sollte ich auf diesen Wink des Universums hören?

Zwei Wochen später übergibt mir B. ein Windows-SmartPhone. Vier Wochen habe ich ausschließlich mit dem Nokia Lumia 925 telefoniert, fotografiert, gesimst und die Social Networks bespielt. So sieht es aus:

Nokia Lumia 925

Und hier kommt das Ergebnis der Challenge mit dem Nokia Lumia 925:

Die Größe & Form

Es ist größer als mein altes Telefon, liegt aber gut in der Hand. Da ich mein Telefon grundsätzlich in der Handtasche transportiere, ist das für mich kein Problem. Es könnte aber sein, dass die Größe für männliche Gesäßtaschen etwas ungewohnt ist. Ich muss mich auch erst daran gewöhnen, dass es nicht mehr den einen großen Knopf unten in der Mitte gibt, der alles steuert. Die drei an der rechten Seite angebrachten Tasten irritieren mich in den ersten Tagen, dann hat sich meine Hand und meine Gehirn an die neue Anordnung gewöhnt.

Die Inbetriebnahme

Die SIM-Karte muss in einen winzigen Slider gefummelt werden, der dann wieder im Gerät verschwindet. Ich habe Schwierigkeiten dabei und muss mir helfen lassen. Gut, dass man das nicht jede Woche machen muss. Einmal eingeschaltet, ist die Bedienung freundlich und die ersten Steps lassen sich ganz intuitiv ausführen. Der Import von Kontakten funktioniert einfach und problemlos per Bluetooth (wenn man weiß, wo sich die Funktion im Menü befindet). Um später bestimme Funktionen wie den App-Shop etc. nutzen zu können, verlangt das Gerät nach einem zusätzlichen Nutzerkonto, das man direkt auf dem Gerät anlegen kann. Datenschutzfreaks mögen hier kurz zucken – man kann aber sehr umfangreich seine Privatsphäreeinstellungen bestimmen. Dann kann es auch schon losgehen.

Vorsicht: Wenn man seine E-Mail-Konten auf dem Gerät einrichtet, sollte man sicherstellen, dass man sich in einer W-Lan-Umgebung aufhält und das W-Lan aktiviert ist. Das Telefon lädt nämlich standardmäßig die letzten 200 E-Mails herunter. Bei zwei oder drei Accounts kann man so über die Mobilfunk-Datenverbidung in kurzen 2 Minuten mal eben seine Monatsflat durchbringen. Das passiert einem übrigens auch nur einmal. Habe ich mir versprochen.

Das Display

Das Display ist riesig, brillant und reagiert  schnell und präzise auf Berührungen. Man kann die Empfindlichkeit so einstellen, dass es auch mit Handschuhen bedienbar ist. Das gefällt mir in der kalten Jahreszeit natürlich besonders gut. Meine Trefferquote beim fehlerfreien Texteintippen ist höher als gewöhnlich. Hier gibt es gar nichts zu meckern.

Die Akkulaufzeit

In der ersten Woche ist der Akku bereits nachmittags leer, sodass sich das Telefon am frühen Abend abschaltet. Das ärgert mich sehr, da ich auf dem Nachhauseweg von der Arbeit häufig meine privaten Telefonate erledige. Ich frage nach, woran das liegen könnte. Die Lösung liegt in dem Farbprofil, das ich eingestellt habe. Es gibt ein schwarzes und ein weißes Erscheidungsbild. Das Weiße verbraucht allerdings im Vergleich zum Schwarzen mächtig viel Energie und saugt den Akku quasi leer. Ich stelle auf das dunkle Profil um und kann mich ab sofort über ganz normale Akkulaufzeiten von ein paar Tagen freuen.

Betriebssystem & Erscheinungsbild

Ich liebe die Windows-Kacheln, die man ganz nach den eigenen Vorlieben auf dem Display anordnen kann. Jede der Kacheln steht für einen Menüpunkt, eine Anwendung oder App und lässt sich in Größe und Position anpassen. Die Kacheln aktualisieren sich und zeigen nicht nur an, wann in einer Anwendung  neue Ereignisse stattgefunden haben, sondern auch die entsprechenden Nachrichten, Texte und Bilder. Das bedeutet einerseits, dass man eine App nicht mehr unbedingt aktiv aufrufen und öffnen muss, um zu sehen, was gerade passiert ist (sehr praktisch bei Facebook oder twitter) und andererseits, dass man ein in hohem Maß personalisiertes Erscheinungsbild hat. Als Sperrbildschirm lassen sich entweder eigene Fotos, Systemfotos oder Fotos des eigenen Facebook-Accounts etc. per Zufallsprinzip einblenden oder auch ein ganz bestimmtes Foto festlegen. I like!

Eine Funktion, die ich auch sehr spannend finde: Unter dem Menüpunkt „ich” werden alle Aktivitäten, die auf den aktivierten Social Media Kanälen mit der eigenen Person zu tun haben, gebündelt. Alle Erwähnungen, Nachrichten und News von Freunden und/oder Facebook-Kontakten werden übersichtlich in einem Stream dargestellt und für den perfekten Überblick regelmäßig aktualisiert.

Musik, Daten und Bilder lassen sich zudem in einer Cloud speichern.

Menüführung

Schieb man den Startbildschirm nach links, kommt man ganz einfach zum Menü mit sämtlichen Funktionen, Apps und Anwendungen. Die Führung ist intuitiv und ohne große Einarbeitung erfassbar. Man kann ganz nach eigener Vorliebe das Menü entweder durchblättern oder nach unten scrollen. Sehr überzeugend finde ich die Möglichkeit, mit der linken unteren Taste beliebig häufig in den letzten durchgeführten Bediensteps zurückzugehen, um falsche Eingaben rückgängig zu machen oder sich schnell durch Anwendungen zu navigieren.

Apps, Musik & Filme

Die Bandbreite der Apps ist nicht so umfangreich wie bei Apple oder google. Hin und wieder werden auch nicht die „Original-Apps” angeboten, sondern von Dritt-Anbietern programmierte Versionen, die dann die Verbindung zur Social Media-Plattform o.ä. herstellen. Die funktionieren mal gut und mal weniger gut. Mit ein bisschen Recherche findet mal allerdings für fast jeden Zweck die richtige App. Facebook, einen Seitenmanager für Facebook, Xing, Instagram, twitter etc. funktionieren prima. Zur Standard-Ausstattung des Telefons gehört zudem ein kostenloses Navigationssystem. Darüberhinaus lassen sich Office-Dokumente problemlos öffnen und bearbeiten.

Die Musikplattform ist sehr umfangreich und im Bereich der zeitgenössischen Musik bestens ausgestattet. Hörbücher, die ich gerne kaufe, sind im Vergleich zum iTunes Store allerdings bis zu 100% teurer. Vorteilhaft ist dagegen die Möglichkeit, sich Musiklisten zusammenzustellen, diese lokal auf dem Handy zu speichern und auch ohne Internetverbindung und ohne weitere Kosten unterwegs zu hören. Die Künstlermixe sind ein spannendes Tool, um Musik von bestimmten Künstlern oder Musikrichtungen zu entdecken.

Die Kamera

Im Vergleich zu meinem iPhone 4 (ja, tatsächlich ohne S) ist die Kamera viel lichtstärker und bringt zudem spannende Features für die Bildbearbeitung sowie Filter mit. Gleich drei unterschiedliche Anwendungen erlauben die Nachbearbeitung von Fotos. Bei jedem Foto lässt sich grundsätzlich die Belichtungszeit, der Weißabgleich und die Blende (wenn gewünscht) individuell einstellen. Zudem gibt es bestimmte Funktionen, die verschiedene Bilder zusammencomposen, Tiefenschärfe hinzufügen oder Aktionbilder mit beweglichen Elementen innerhalb eines Fotos machen. Ich persönlich war von der Vielfalt zunächst etwas verwirrt und brauchte Zeit, um die verschiedenen Möglichkeiten zu verstehen und bei Bedarf innerhalb der Anwendungen wiederzufinden. Wenn man es drauf hat, sind die Features spannend.

Kompatibilität

Das Lumia verfügt über einen Micro-USB-Eingang, und kann daher praktischerweise mit herkömmlichen Kabeln ausgelesen und auch an den Ladeadapter angeschlossen werden. In einer Apple-Peripherie funktioniert das Telefon allerdings leider nicht. Mein MacBook hat das Telefon erst gar nicht erkannt oder angezeigt. Daher kann ich auch nicht sagen, wie sich das Lumia sich im Zusammenspiel mit Computern verhält.

Ladegerät & Ladezeiten

Das Lumia kann mit einem herkömmlichen Micro-USB-Kabel am Rechner oder mit dem Steckdosen-Adapter geladen werden. Die Suche nach ganz bestimmten Kabeln entfällt somit. Die benötigte Ladezeit ist meiner Meinung nach allerdings länger als bei meinem alten Telefon. Sehr, sehr praktisch ist die Möglichkeit, das Lumia mit Hilfe einer bestimmten Handyschale über Induktion ganz ohne Kabel zu laden. Man kommt einfach nach Hause, wirft das Handy auf den Mini-Fatboy-Charger und sofort beginnt der Ladeprozess. Ein sehr nützliches und dekorative Gadget, das ich heiß empfehlen kann!

Fatboy Ladekissen Nokia LumiaNokia-Wireless-Charging-Pillow-v1b-1500x1500-jpgMein Fazit:

Ich hätte nicht erwartet, dass ich so problemlos auf ein fremdes System umsteigen kann. Nach drei Tagen waren die eingeübten Handhaltungen und Bedienabfolgen für das alte Telefon vergessen. Das Nokia Lumia 925 hat sich mit dem präzisen und brillanten Touch-Screen-Display ganz intuitiv in Betrieb nehmen und bedienen lassen. Die Kacheloptik des Betriebssystems ist mein persönliches Highlight und hat mir die Individualisierung und Nutzung des Telefons sehr einfach gemacht. Die Kamera ist prima und bietet diverse Möglichkeiten für die Bildbearbeitung (die Ungeübte am Anfang evtl. etwas verwirrt zurücklassen). Die deutlich höheren Preise für bestimmte Hörbuchtitel und die nicht so riesige Auswahl bei Apps sind ein Minuspunkt. Seit Instagram auch als App verfügbar ist, sind die wichtigsten Sozialen Netzwerke nun abgedeckt. Musikaffine Menschen werden Spaß an den Genre- und Künstler-Playlisten haben. Die lokale Verfügbarkeit von Musik ohne Kosten und Internetverfügbarkeit ist genau so spannend wie das kostenlose Navi. Vor der Verwendung des hellen Farbprofils möchte ich warnen – der Akku ist innerhalb eines Tages leer. Die Ladezeit des Lumia erscheint mir im Vergleich lang – dafür gibt es allerdings das tolle Gadget der kabellosen Ladung per Induktion. In eine Apple-Umgebung lässt sich das Lumia leider nicht integrieren.

Das Lumia 925 ist ein gefälliges und leicht zu bedienendes SmartPhone, das besonders durch das brillante  und präzise Display, die Kacheloptik der Bedienoberfläche und die Features im Bereich Foto, Bildbearbeitung sowie Musik punkten kann. Mittelfristig werde ich allerdings wieder auf ein iPhone umsteigen, da dieses mit meinem iPad und meinen Computer funktioniert.

Nokia Lumia 925 vorne und hinten

Info: Vielen Dank an Nokia für die Bereitstellung des Testgeräts.