Mjam, mjam, mjam … das habe ich nicht wirklich oft erlebt: Ich gehe an einem Buffet entlang und kann mich nicht entscheiden, was ich essen soll. Nicht, weil ich mich etwa zwischem dem sonst so obligatorisch-eintönigem Putengeschnetzelten und den trockenen Scheinelendchen mit Champignonrahmsoße nicht entscheiden könnte. Sondern weil sich alle dargebotenen Speisen so außergewöhnlich und köstlich anhören. Abends, auf einem Buffet für über 60 Leute … in den altehrwürdigen Räumen im Medizinhistorischen Museum der Berliner Charitee.
Capital Catering heißt das Unternehmen, das uns ein fantastisches Flying Buffet mit kleinen Schweinereien serviert, um dann beim stationären Buffet erst so richtig aufzudrehen: zartes Apfelschwein findet man da unter anderem, einen köstlichen warmen Kürbissalat aus dem Wok, vielerlei Spezereien … und ein Gericht, in das ich mich sofort unsterblich verliebe: Treptower Rübchen mit Kirschen und caramellfarbener knuspriger Maispoulardenbrust. OH MEIN GOTT! Würzig, zart, leicht süßlich – ein wunderbarer Kontrast. Ich stehe ja auf jegliche Rüben, Rettiche, Radieschen und in dieser Kombination sind sie unwiderstehlich … ich wache eifersüchtig mit dem Vorlegebesteck vor dem Wärmebehälter. MEINS! Leider schaffe ich nur zwei Teller (das Flying Buffet hat mich einfach schon zu sehr in Anspruch genommen). Dafür kann ich den Küchenchef für einen kleinen Plausch über das Rezept gewinnen. „Rübchen und Kirschen, wa. Die Bindung … neeee, die kommt janz von alleeene, wissen se.”
Noch im Hotelzimmer sehe ich ständig die Rübchen vor mir und ärgere mich schwarz, dass ich nicht noch mehr davon essen konnte. Mein Entschluss steht fest. Das will ich auf jeden Fall nachkochen!
Drei Tage später bin ich zurück in Hamburg. Ich stehe am Gemüsestand im Mercado und erledige die wochenendlichen 10-vor-acht-Gemüseeinkäufe – und auf einmal macht mein Herz einen Sprung: da sind sie … die Rübchen! Wie toll ist das denn? Ich lasse mit ein Tütchen einpacken und trage den Schatz äußerst beglückt nach Hause. Zart, klein und weiß sind sie. Mit einem verheißungsvollen Rest vom Frühlingsgrün oben dran … . Maispoularde war so spontan nicht verfügbar, aber ein Bio-Hähnchenschenkel tut es bestimmt auch. Ich bin bereit:
Und so geht´s für eine ordentliche Frollein-Portion:
1 Bio-Hähnchenschenkel waschen, trockentupfen und auf ein Backblech mit Backpapier legen. Mit etwas Öl einreiben und bei 175 Grad für 20 Minuten in den Ofen schieben. Gelegentlich mit Salzwasser bepinseln.
300 g Treptower (oder Teltower) Rübchen waschen und schälen. Größere Rübchen in der Mitte teilen. Mit einem Schluck Wasser und 2 EL getrockneten Kirschen in einen Topf geben. Aufkochen und bei kleiner Hitze 15 Minuten (oder bis die Rübchen gar sind) köcheln lassen. Zum Ende der Garzeit 1 Schluck Sahne zugießen und mit Salz und Pfeffer kräftig abschmecken. Etwas ziehen lassen.
Wenn der Hähnchenschenkel noch Farbe braucht, kurz den Grill zuschalten. (Mein Grill funktioniert hervorragend – ich hatte nach 3 Minuten unbeabsichtigt diese knusprigen dunklen Flecken auf dem Huhn. Von der gleichmäßig zartbraunen Berliner Maispoulardenhaut muss ich also weiterhin träumen.) Zum Servieren eventuell etwas Pergamentpapier mit Küchengarn an dem Ende des Schenkels befestigen, mit Petersilie garnieren und mit den Rübchen anrichten.
Gemüse und Frucht, da bin ich immer dabei.
Tolle Räume!!
Hallo Sybille, ja – das Medizinhistorische Museum ist toll und auf jeden Fall einen Besuch wert (nach dem Essen *g*). Liebe Grüße, Mel.
Der Teller gefällt mir very mucho – wär noch cooler, wenn “My 3rd Plate” drauf stehen würde ;-) Wobei, wenn ich das so überlege – wär doch mal ne echte Marke für cooles Porzellan. Denk mal drüber nach: “My 3rd Plate”!
GESCHÄFTSIDEE-ALARM!!!! Chef Aitsch, wollen machen kleine Unternehmung? ;-)
So ne kleine Nebenunternehmung kann sicher nicht schaden – vielleicht entwerf ich morgen neben den Martinis noch nen kleine Business-Plan ;-)
Sowas lässt sich nach drei Dry-Martinis sicherlich ganz wunderbar entwerfen … *hicks* ;-)
Das klingt so lecker, dass ich es gleich mal auf den Speiseplan für´s Wochenende setzen werde. Was mich allerdings wundert, ist das Du dort im Museum überhaupt einen Bissen runterbekommen hast. Is ja doch irgendwie nicht so leicht verdaulich, was dort so in den Regalen steht, oder?
Grüße aus Berlin-Treptow :)
P.S.: Deine Rezepte sind einfach immer… mmhhh, yummi … Danke Dir für diesen tollen Blog!!!!
Hallo Claudia, das ist ja lustig – eine echte Treptowerin oder Treptöse? ;-) Mein Kunde hat die Location für den Launch eines wichtigen Medizin-Produktes ausgetrüffelt. Daher stehen die Leute dem Thema und der Sammlung vielleicht etwas offener gegenüber als der Normalo-Gast. Die Räume vorne waren aber auch so schön inszeniert, dass man erstmal gar nicht allzuweit in die Sammlung vorgestoßen ist und „in Ruhe” essen konnte. Aber Du hast Recht: Gegen Ende der Veranstaltung bin ich dann durch die ganze Sammlung gewandert. Vieles ist einfach sehr abstrakt und auch spannend – aber besonders in der letzten Regalreihe waren viele Dinge zu sehen, sie einen demütig und nachdenklich werden lasssen. Und auch dankbar, für das, was man hat. Ich war froh, dass ich nicht gleich zu Beginn dort war. Aber eine tolle Location – eine tolle Sammlung, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Ich wünsch Dir viel Spaß beim Kochen am WE! Und: schön, dass es Dir bei mir gefällt.
Liebe Grüße, Mel.