Eine kleine Frühstücksbetrachtung: Die kleptomanische Salami-Situation der Deutschen.

Was musste ich da neulich wieder für Skandalgeschichten in der Presse lesen? Wir Deutschen leiden zur Frühstückszeit unter zügellosem Kaffeekonsum und sprechen geradezu zwanghaft italienischen Wurstwaren zu. Soso.

Ohne Dir zu nahe treten zu wollen: Aber hast Du schon mal eine ganze Kanne Kaffee zum Frühstück getrunken? Ganz alleine? Wir sprechen dabei nicht von einem ausgedehnten, stundenlangem Brunch am Wochenende. Sondern von einem relativ kurzen Frühstück gegen 7:30 Uhr mit einem ganzen Liter heißen, schwarzen Filterkaffee. Und nachdem Du dann (nur mal angenommen) diese ganze Kanne Kaffee voller Gier bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken hast, würde Dich dann eventuell eine starke, nicht beherrschbare Lust auf Salami überkommen? Nein? Eher nicht? Hm. Dann müssen wir jetzt gemeinsam tapfer der Tatsache ins Auge schauen, dass Du offenbar nicht zu den typischen Deutschen gehörst.

Denn wenn man dem kürzlich erschienenen Bericht in einer Hamburger Tageszeitung glauben will, entwickeln Deutsche, die sich über Nacht außerhalb der eigenen vier Wände aufhalten, morgens ein geradezu unheimliches Verlangen nach Kaffee und Salami. Hotelangestellte bezeugen übereinstimmend, dass der Großteil der Gäste sehr nachhaltig auf einer ganzen Kanne Kaffee besteht und diesem Wunsche zur Not auch sprachlich deutlich Ausdruck verleiht. Aber es kommt noch besser: Nachdem diese Menschen also die gebeutelten Hotelangestellten um Kaffee angepöbelt haben, schleichen sie gleich anschliessend unauffällig pfeifend zum Buffet. Dort stopfen Sie sich dann mit verzerrten Gesichtern und zu Schlitzen verengten Augen kiloweise Salamistückchen und -scheiben in Anzugtaschen und Laptophüllen. Niemand weiß, was mit der Salami später passiert. Wird sie gegessen? Wird sie verfüttert? Wird sie heimlich in dem Rollköfferchen des unbeliebten Abteilungsleiters versteckt, damit die Schnüffelhunde am Flughafen auf jeden Fall anschlagen? Man kann es nicht wissen.

Ich selbst möchte Ihnen an dieser Stelle allerdings hoch und heilig versichern, dass ich vor 8 Uhr morgens nicht mehr als zwei Tassen schaffe und noch nie Salami vom Hotel-Buffet geklaut habe. Ich leihe mit lediglich hin und wieder eines von diesen fest verschweißten, kleinen niedlichen Näpfchen mit Nuss-Nougat-Aufstrich aus. Wirklich – sehr selten. Leider komme ich dann nie dazu, den braunen Brotaufstrich tatsächlich zu essen. Meistens überleben die kleinen Bomben den Flug oder die Bahnfahrt gerade noch unbeschadet in meiner Handtasche. Dort finde ich Sie dann eine Woche später wieder, wenn mein Haustürschlüssel den Aludeckel fachgerecht durchbohrt und sich die Creme gerade mörtelgleich im Lautsprecher meines Smartphones verteilt hat. Verdammt. Vielleicht steige ich demnächst doch auch einfach auf Salami um.

Und was nehmt Ihr Euch so vom Buffet mit?

Eure Mel.