Warum ein Blog wie eine Beziehung ist #blogger

{BlogThinkTank} Warum ein Blog wie eine Beziehung ist. Und dass man sich manchmal auch trennen muss.

Warum ein Blog wie eine Beziehung ist #blogger

Ein neues Phänomen aus den USA beunruhigt zunehmend die deutsche Blogosphäre: Immer mehr erfolgreiche Food- und DIY-Blogger beschließen quasi über Nacht, ihre Blogs aufzugeben und nicht mehr weiter zu schreiben. Trotz jahrelanger Arbeit, großer Bekanntheit, vieler Lesern, eigener Büchern und überhaupt allem, was man sich als Blogger so wünschen kann. Droht uns deutschen Bloggern bald das gleiche Schicksal? Wie kann es überhaupt zur Blogtrennung kommen? Ein Erklärungsversuch: 

Wie man sich von einer Liebe trennt – eine Beziehungs-Parabel in 10 Phasen.

#1 Alle Leinen los!

Ihr habt euch gerade kennen gelernt und es ist wahnsinnig aufregend. Du denkst den ganzen Tag über diese neue, wunderbare Sache in deinem Leben nach. Du freust dich, nach Hause zu kommen und dich endlich ganz darauf konzentrieren zu können. Die zusammen verbrachte Zeit vergeht wie im Flug und du wünschst dir nur eines sehnlichst: ganz bald noch mehr Zeit gemeinsam verbringen zu können. Auch wenn es schon weit nach Mitternacht ist und du morgen sehr früh aufstehen muss. Yeah! Wie herrlich verwegen und unvernünftig! Das Leben ist schön.

#2 Die Welt aus den Angeln.

Inzwischen habt ihr euch ein paar Mal getroffen. Du bist motiviert und selbst die ödesten Alltagsdinge können dich nicht anfechten. Dein Chef stänkert rum? Das perlt einfach so an dir ab. Es gibt da etwas, das dich inspiriert, dich trägt und dir diesen Hauch Rosa ins Gesicht zaubert. Du weiß noch nicht richtig, wohin die Reise genau gehen wird … aber du spürst, es ist etwas besonderes, es ist gut und es gehört dir und keinem anderen auf dieser Welt.

#3 Outing.

Nach einer bestimmten Zeit bist du dir sicherer mit euch. Du beginnst, anderen davon zu erzählen. Du bist aufgeregt und ein bisschen verlegen und du wünschst dir sehr, sehr doll, dass deine Freunde und Verwandte ihn mögen werden. Nichts würde dir jetzt mehr das Herz brechen, als abfällige Bemerkungen oder Unverständnis. Aber alle geben dir positives Feedback. Und das macht dich richtig glücklich. Du weißt jetzt, dass daraus etwas ganz besonderes, festes werden wird.

#4 Big, big Love.

Ihr seid inzwischen ein super Team. Es läuft gut. Ihr entdeckt fast jeden Tag gemeinsam neue Dinge. Aber es ist nicht mehr so schrecklich aufregend, wir früher. Ein bisschen Sicherheit und Routine ist ja aber auch ganz gut – da muss man sich nicht über jede Sache doll enthusiasmieren und kann sich auch mal wieder um andere Dinge des Lebens kümmern. Die Freunde, den Job oder den Abwasch. Irgendwas ist ja immer. Toll ist, dass immer mehr Leute kommen und sagen, dass ihr ein echtes Traumpaar seid. Manche wollen sogar wissen, wie ihr das so zusammen macht. Oder sie laden euch regelmäßig ein, weil sie eure Gesellschaft schätzen. Einige besuchen euch auch und bringen nette Geschenke mit. Ihr habt eine Menge neue und interessante Freunde gefunden. Das schmeichelt dir und wenn du ihn anschaust, denkst du regelmäßig, was er doch für ein toller Typ ist. Und dass du ein Glückpilz bist, weil es läuft, wie es so läuft.

#5 Alltagsgedöns.

Irgendwann merkst du, dass euer gemeinsamer Weg auch Arbeit und Kompromisse bedeutet. Er ist ein spezieller Typ mit ganz eigenen Bedürfnissen. Das kostet zwar Kraft, aber es kommt ja auch eine Menge zurück. Hin und wieder erntest du inzwischen auch Kommentare von deinen Freunden, weil sie dich weniger sehen. Alle wollen heute noch was trinken gehen. Aber du bleibst lieber seinetwegen zu Hause. Das macht dir überhaupt nichts aus. Du stehst jetzt auch häufig früh auf, um vor der Arbeit noch schnell etwas für euch zu erledigen und schläfst deswegen hin und wieder schon vor der Tagesschau auf der Couch ein. Aber man kann halt nicht alles haben.

#6 Ups & Downs.

Und dein Einsatz lohnt sich. Unglaublich! Ein Verlag ist an dich herangetreten, ob du nicht ein Buch über euch schreiben willst. Ein Buch! Du freust dir ein Beinchen ab! Das ist ein Ritterschlag, das große Ziel, der gewonnen Boss-Kampf am Ende des Levels. Die bist genau so euphorisiert wie zu dem Zeitpunkt, als ihr euch kennengelernt habt. Du fühlst dich energetisch und könntest Bäume ausreissen. Da steckst du auch locker weg, dass die Öffentlichkeit jetzt noch mehr über euch zwei weiß. Und dafür nicht nur positive Kommentare hat. Neider und Bekloppte gibt es immer, sagst du dir und schüttelst das ab. Nur manchmal liegst du nachts wach und grübelst darüber nach, warum dir Leute, die du überhaupt nicht kennst, so hässliche Sachen schreiben und wie weit das wohl noch gehen wird.

#7 Es ist nicht alles Gold.

Du arbeitest mehr als zuvor. Denn natürlich darf er, dein Job und deine Familie nicht unter der neuen Aufgabe leiden. Du stehst jeden Morgen sehr früh auf und bist an den Wochenenden in jeder freien Minute nur noch mit ihm und deinem Zusatzprojekt beschäftigt. Irgendwann nervt es dich, dass dein Horizont so eng geworden ist. Du wünscht dir mehr Luft für dich – aber das ist jetzt gerade nicht möglich. Dein Zeitplan ist eng und du musst kreativ sein. Du bist Verpflichtungen eingegangen – the show must go on. Du wünschst dir ziemlich oft, zwei Wochen einfach mal gar nichts zu tun. Die Seele baumeln zu lassen. Nicht planen und nichts denken. Am besten ohne ihn. Der Gedanke erschreckt dich. Das geht vorbei, sagst du dir. Es ist nur eine Phase. Dann wirfst du den Rechner an und checkst die Social-Media-Kanäle.

#8 Es ist kompliziert. Sehr. 

Wenn Du in letzter Zeit in Dich hineinhörst, ist da wenig Freude und eine Menge Leere. Du fühlst dich ausgehöhlt und ohne Inspiration. Und er ist dabei keine Hilfe, sondern belastet dich nur zusätzlich. Das hast du dir nie vorstellen können, dass es so weit kommen könnte. Er hat so viel Schönes und Überraschendes für dich bereitgehalten, aber zunehmend auch viele Herausforderungen und Probleme. Eure Beziehung wird auf der einen Seite immer komplexer und auf der anderen immer langweiliger. Deine Ansprüche für euch sind hoch, aber du brauchst immer länger, um sie umzusetzen. Die Leichtigkeit hat sich heimlich, still und leise vom Acker gemacht. Und was ihr gemeinsam macht, stellt dich schon länger nicht mehr zufrieden. Es wirkt auf dich krampfhaft und falsch. Du hast das Gefühl, eine Rolle zu erfüllen, die mit deinen wirklichen Bedürfnissen nicht mehr viel zu tun hat. Hin und wieder fragst Du dich heimlich, wie lange du das durchhalten kannst.

#9 Schwanengesang.

Du trägst dich seit Wochen mit dem Gedanken. Aber er scheint ungeheuerlich. Ich kann nicht mehr, denkst du. Er frisst mich auf. Er beansprucht meine ganze Gedankenwelt und Zeit und er gibt mir nichts Freudvolles zurück. Ihr habt in der letzten Zeit nicht mehr besonders viel miteinander gemacht – irgendwie nur das Nötigste. Weil es sich ja irgendwie gehört, dass man was macht. Aber alles ist dabei trotzdem eng geworden, du fühlst dich nur noch unter Druck. Das, was dich am Anfang so fasziniert hat und dir unendliche Möglichkeiten zu bieten schien, hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ich muss mich von ihm trennen, denkst du. Ich muss weg von ihm. Aber kann man wirklich wegwerfen, was mach sich über so lange Zeit zusammen erarbeitet hat? Darf man das? Und was werden die anderen dazu sagen? Du bist traurig und schläfst schlecht.

#10 Das Aus.

Du stehst auf und setzt dich an den Rechner. Es muss sein. Du fängst an zu schreiben. Und während du es tust, merkst du, wie der Druck von dir abfällt. Du hast entschieden: Ihr seid nicht mehr zusammen. Und du sagst es jetzt. „Es war eine wunderbare Zeit. Danke für alles und den gemeinsamen Weg. Aber jetzt muss ich etwas anderes machen.” Du ziehst dir die Jacke an und gehst nach draussen an die Luft. Der Wind weht dir um die Nase. Und du denkst, dass du jetzt einen Kaffe bei deinem Liebglings-Kaffehöker trinken wirst. Ganz allein. In Ruhe. Nur für dich. Das fühlt sich gut und richtig an.

Ein neuer Abschnitt hat für dich angefangen. Ohne deinen Blog.

#BlogThinkTank „Blogtrennung”

So, jetzt will ich es wissen: Ist das ganze ein Thema für dich? Bist du Blogger und erkennst dich direkt in einer der Phasen wieder? Hast du dich von deinem Blog eventuell schon getrennt oder spielst seit längerem (heimlich) mit dem Gedanken? Ist das ganze ein unvermeidbarer Prozess oder kennst du hilfreiche Strategien, bei einer Blog-Beziehung nicht in die Trennungsfalle zu tappen? Siehst du andere Gründe, warum Blogger knall auf fall aufhören? Oder hältst Du das alles für Quatsch und glaubst, die Leutchen sollten mal wieder runterkommen – es ist ja nur ein Blog? 

Ich bin total gespannt auf ganz viele Meinungen, Sichtweisen und Inspiration! Lasst uns ThinkTanken: 

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