GourmetGuerilla im Radio 1 Live NDR2

Aufgepasst im Sektor: Hol-Du-die-Ladio! Oder mein erster Auftritt im Rundfunk.

Überpünktlich hält mein Taxi vor dem NDR Rundfunkgebäude in der Rothbaumchausse. Eigentlich hätte ich ja auch zu Fuß kommen können – aber natürlich hat das Familienfrühstück aus 399 Gründen mal wieder länger gedauert als gedacht. Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich noch entspannte 20 Minuten bis zu meinem Termin mit den Moderatoren Anika und Benne habe (zu diesem Zeipunkt ahne ich nicht, dass ich kurze Zeit später noch viel, viel froher darüber sein werde).

Anika und Benne wollen sich mit mir zu Thema „Wie wichtig ist euch Essen?” unterhalten. Der Radiosender 1live bringt am Sonntag, den 03.03. einen Thementag zu dieser Frage. Mein erster „Auftritt” im Rundfunk – ich bin schon sehr gepannt! Ich war noch nie in einem Radiosender und habe nur mal im Fernsehen schicke Bilder dazu gesehen.

NDR1

Ich bezahle den Taxifahrer und beäuge am Pförnerhäuschen vorbei das weitläufige Gelände. Per E-Mail habe ich konkrete Instruktionen erhalten, soll zumächst ein bestimmtes Gebäude suchen, mich dort am Empfang melden, mich erst zum „Schaltraum” und dann ins Studio E5 bringen lassen. Dort warten dann die beiden Moderatoren auf mich. Und ich solle bitte, bitte wirklich pünktlich sein. Alles klar, auf geht´s!

NRD2

Das Gebäude findet sich relativ schnell – ich ziehe mit Schwung die Tür auf – und stehe in einem düsteren Treppenhaus. Hm … sollte hier nicht ein Empfang sein? Keine Schilder, keine Infotafeln, nur eine Treppe nach oben und nach unten. Da es eher unwahrscheinlich ist, dass der Empfang sich im Keller befindet, entscheide mich für die Treppe in die 1. Etage. Kurze Zeit später stehe ich vor einer Feuerschutztür. Ich zögere kurz, überlege, ob ich einen Alarm auslöse, wenn ich die Tür öffne und blicke auf meine Uhr … nach 18 Minuten bis zum Interview. Ach, was soll´s! Ich muss jetzt endlich jemanden finden, der mir weiterhilft, daher traue ich mich. Hinter der Tür empfängt mich ein dunkler, langer Gang mit zahllosen Türen. Kein Geräusch ist zu hören. Keine Menschenseele weit und breit. Ein etwas zerfledderter Fikus scheint das einzige Lebewesen in diesem riesigen Gebäude zu sein. Vor Schreck über mein Eintreten lässt er direkt ein weiteres welkes Blatt fallen.

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Ich gehe weiter den Gang entlang, der sich in diffuser Dunkelheit verliert – irgendwo muss er ja hinführen – und rüttele im Vorbeigehen an diversen Türen. Die meisten sind verschlossen, aber ich stosse auf eine Teeküche und auf ein einziges, offenes Büro. Das sieht allerdings ziemlich verlassen aus und wird vermulich seit Jahren nicht mehr benutzt. Kurz gebe ich mich der Vision hin, dass man mein Skelett  in einigen Jahren am Ende dieses Ganges finden wird …

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Mir wird etwas mulmig. Ein weiterer Blick auf die Uhr … noch 15 Minuten bis zum Interview. Ich haste weiter den Gang entlang, Der biegt schließlich nach links ab und entlässt mich in ein weiteres Treppenhaus. Nee, so komme ich hier nicht weiter. Ich versuche es eine Etage höher. Dort bietet sich mir das gleiche Bild. Ein langer, unbeleuchteter Gang mit vielen verschlossenen Türen. „Halloooo??” Keine Antwort. Jetzt wird es aber langsam Zeit. Uhrencheck: Noch 12 Minuten bis zum Interview. Ich hetzte die Treppe wieder nach unten und finde einen Ausgang. Entschlossen marschiere ich zum nächstbesten Gebäude. Ich will jetzt endlich Menschen finden – wir sind doch hier nicht bei „I am legend” (hoffentlich)!

Ha! Im Nebengebäude brennt Licht … nichts wie hin. Wieder lasse ich einige Türen hinter mir, laufe Gänge entlang, biege links und rechts ab – und finde tatsächlich zwei Menschen in einem Büro. Die sind sehr überrascht mich zu sehen, kennen weder das mir genannte Gebäude (eh, das ist das Nebenstehende, das man durch euer Fenster sehen kann), noch den Schaltraum oder das Studio E5, erklären sich aber sofort bereit, mir zu helfen. Es folgt ein gefühlt endloses, ziemlich kompliziertes Telefonat der jungen Dame mit irgendjemanden. Noch 10 Minuten bis zum Interview.

Dann erhalte ich die rettenden Informationen: Ich muss eine Treppe höher, dann links abbiegen, den langen Gang bis zu einer Glastür entlanglaufen und dann wieder nach unten steigen. Und da wäre dann eigentlich immer jemand. Ich überlege, ob jetzt gleich Kurt Felix aus dem Schrank springt und sich über eine besonders gelungene Folge Verstehen Sie Spaß amüsiert. Aber die junge Dame ist sehr hilfsbereit und wiederholt die Anweisung nochmal sehr ernsthaft.

Also danke ich herzlich, setze ich mich wieder in Bewegung (noch 8 Minuten bis zum Interview) und mache mich zügig auf den Weg. Die Treppe nach oben führt in eine Sackgasse, also springe ich einfach noch eine weitere Etage nach oben. Kein Mensch weit und breit. Hier gibt es aber einen Gang, geradeaus, nach links, nach rechts … wo bleibt diese Glastür? … weiter geradeaus … ich höre Stimmen! Juhuuu … eine Glastür und ein rotes Licht „Aufzeichnung, bitte Ruhe!” lassen mich Hoffnung schöpfen. Da, Menschen! Die Stimmen kommen von drei netten Damen, die gerade in Manuskripten voller bunter Anmerkungen blättern und offenbar etwas proben. Außer Atem stoße ich mein Anliegen hervor „Zum Schaltraum?!” Noch 7 Minuten. Verdutzte Blicke, Kopfschütteln, Überlegen – und dann: „Ja, doch, ich weiß! Das ist hier links den Ganz entlang direkt hinter der Glastür. Da ist eine Kamera an der Tür, da müssen sie klingeln.” Noch 6 Minuten. Ich sprinte los, sprinte zu weit, kehre um, finde die Tür, die Kamera und die Klingel. Ich drücke auf den Knopf. Es piept, macht kleine Wählgeräusche und dann tutet es. Es tutet  und tutet. Und tutet. Ein Telefon? Ich werde verrückt. Ich warte in dem dämmerigen Gang und beschliesse trotzig, mich hier einfach nicht mehr weg zu bewegen. Sollen sie doch mein Skelett finden … in ca. 100 Jahren.

Da geht plötzlich die Tür auf. Lustigerweise tutet es trotzdem weiter. Ein Mann mit grauem Haar und braungebranntem Gesicht steht vor mir. „Studio E5?” presse ich hervor. Er nickt und sagt „Kommse rein, ich bring Se hin.” Was für ein fantastischer Mann! Wir laufen durch einen riesigen Raum voller Monitore, Computer, Bildschirme, Mischpulte und blinkender Lämpchen. Jetzt sieht es zum ersten Mal so aus, wie man sich ein Rundfunktstudio vorstellt.

Aber zu meinem Leidwesen verlassen wir den Raum gleich wieder. Der reizende Herr führt mich durch eine Tür in einen dunklen Gang (oh nein!), durch Glastüren hindurch (ich werde ein Trauma zurückbehalten!) zu einer offenen Bürotür. Ich bin baff. Es ist tatsächlich das Büro, das ich ganz zu Anfang betreten hatte und das so verlassen und ungenutzt aussah. „Ähhh …, aber hier ist ja keiner”, wage ich einzuwenden. Der Mann guckt mich seltsam an, knippst eine Schreibtischlmampe an und zeigt auf den Stuhl. „Se können sich setzen und den Kopfhörer aufsetzten. Da meldet sich dann jemand bei Ihnen. Aber nicht an den Reglern rumspielen!” Ich nicke brav und setzte mich. „Wenn Se fertig sind, legen Se einfach den Kopfhörer wieder hin und gehen. Durch die Glastür da vorne kommen Se raus.” Dann geht er.

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Da sitze ich nun allein in einem leeren Gebäude in einem verlassenen Büro mit einem Kopfhörer mit Mikrofon auf dem Kopf und höre mich selber laut atmen. Noch 1 Minute.

„Hallo Mel., bist Du da? Hier sind Anika und Benne” tönt es auf einmal fröhlich und glasklar im Kopfhörer. „Hallo ihr beiden! Ja, ich bin da. Und ich bin ziemlich froh darüber ….”

Das Ergebnis des Interviews hört Ihr am Sonntag, den 03.03. im Thementag „Wie wichtig ist Euch Essen?” auf 1live.

Für alle, die live nicht dabei sein konnten, kommt hier der Mitschnitt:

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