Es ist ganz spannend, dass in einigen (vorwiegend östlichen) Ernährungsphilosophien die Ansicht vertreten wird, man solle grundsätzlich alle Geschmacksausprägungen in einem Gericht vereinen.Und damit ist tatsächlich nicht gemeint, dass man nach seinem Steak oder Tofu unbedingt auch noch ein Stück Torte verzehren sollte. Sowohl in der 5-Elemente-Küche, die der Traditionellen Chinesischen Medizin nahe steht, als auch in der Ayurvedischen Küche ist eine Mahlzeit erst dann komplett, wenn die Komponenten salzig, süß, sauer, scharf, bitter und herb in den Topf gewandert sind oder sich zumindest zeitgleich auf dem Teller wiederfinden. Nur dann kann der Mensch wirkliche geschmackliche Befriedigung erfahren.
Häufig wird den Nahrungsmitteln auch noch eine weitergehende metaphorische Wirkung auf den Körper nachgesagt und ein direkter Einfluss auf unser Wohlbefinden zugeschrieben. So soll man durch die Nahrung nicht nur das eigene, allgemeine Befinden maßgeblich ausgleichen, sondern auch ganz gezielt Dysfunktionen und Krankheiten behandeln können. Mit dem Thema kann man sich monatelang beschäftigen, stecken doch sehr komplexe, über Jahrhunderte und Jahrtausende gewachsene Philosophien dahinter, die uns Europäer mitunter auch etwas ratlos zurück lassen. Da werden unter anderem Nahrungsmittel in bestimmte Gruppen eingeteilt (z.B. Holz, Metall oder Erde), die dann auch noch innerhalb des Körpers thermisch wirken und grundsätzlich in einer bestimmten Reihenfolge (nämlich im Kreis) in ein Gericht gegeben werden. Schnell kann sich da auch mal das unbestimmte Gefühl anschleichen, es entweder mit handfesten Spinnern oder verkopften Esotherikern zu tun zu haben (Was – zum Teufel – ist der innere Erwärmer und wo genau soll sich dieser in meinem Körper befinden? Und ich bin ein Dosha und zwar Pitta, Kapha, Vata oder eine lustige Mischung? Ähm …).
Tatsächlich sind uns einige dieser Thesen und Regeln aber gar nicht so fremd, wie wir glauben. Die meisten von uns würden nach einem langen Winterspaziergang nicht unbedingt Heisshunger auf einen leichten grünen Salat mit Joghurtdressing entwickeln. Und im Hochsommer stellt sich selten ein Verlangen nach dicker Erbsensuppe mit Würstchen ein. Wir haben also durchaus auch ein natürliches Gefühl für die Wirkung von Speisen in bestimmten Situationen. Und wer hatte nach einer herzhaften Mahlzeit nicht auch schon das Gefühl „Da fehlt doch noch was” bevor ein Stückchen Schokolade dann das Essen komplettierte und Befriedigung auslöste. Was übigens nicht an der Schokolade an sich liegt, sondern an dem süßen Geschmack. Damit wären wir dann auch schon (in einer zugegeben etwas rasanten Herleitung) bei dem Thema Heisshungerattacken angekommen.
Wir neigen häufig dazu, den Geschmack süß mit Kalorien gleichzusetzen und aus unserem Speiseplan zu verbannen. Wir haben gelernt, Kalorien sind schlecht (Was übrigens nicht in jedem Fall stimmt – aber davon ein anderes Mal). Da wir aber nun mal süß überaus gerne schmecken, dieser Geschmack seit Urzeiten ungefährliche und sogar wertvolle Nahrung (Obst) signalisiert und nicht zuletzt die erste Nahrung unseres Lebens – die Muttermilch – süß schmeckt, können wir auf Dauer nicht ohne Süßes glücklich sein. Und wenn wir uns zwingen auf Süßes verzichten, kommt irgendwann der übermäßige Drang und die Tafel Schokolade oder die Tüte Gummibärchen ist schneller alle, als man gucken kann. Diese vom Körper überaus einfach zu verarbeitenden Kohlenhydrate haben allerdings hat verheerende Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. Dieser schiesst wie eine Rakete nach oben und die Bauchspeicheldrüse wird augenblicklich veranlasst, eine riesige Menge Insulin herzustellen, damit dieser ganze Zucker wieder abgebaut werden kann. Das Insulin rödelt also wie verrückt (vereinfachte Darstellung), irgendwann ist der Zucker komplett abgebaut und unser Körper signalisiert „kein Zucker mehr im Blut”. Und was tut unser Körper dann? Er entwickelt spontan Heißhunger auf Süßes, um den Blutzuckerspiegel wieder anzuheben. Ehe wir uns versehen, stehen wir schon wieder mit der nächsten leeren Tüte Gummibärchen da. Wir ahnen, das ganze entwickelt sich in Richtung Kreislauf, der uns zusätzlich auch noch mit einem nicht zu kleinen Päckchen Schuldgefühlen ausstattet. Wegen der Kalorien und dem Zucker und der Sünde und überhaupt.
Darum: Packt Euch für eine wirklich befriedigende und rundum sättigende Mahlzeit alle Geschmackskomponenten einfach direkt auf Euren Teller. Keine Sorge, das ist auch ganz einfach. Sößchen, Dips und Chutneys eignen sich zum Beispiel ganz wunderbar, die fehlenden Geschmackskomponenten zu ergänzen. Ein Löffel Chutney zum Fleisch, zur Gemüsepfanne oder auch zur Brotzeit deckt zum Beispiel gleich mal süß und sauer – und wenn Ihr wollt – auch scharf und herb ab.
Chutneys lassen sich wirklich sehr einfach herstellen und sind in 15 Minuten fertig. Mit den Zutaten könnt Ihr nach Herzenslust experimentieren: Gemüse eignet sich als Zutat genauso wie Früchte oder Nüsse. Ergänzt wird das ganze durch Gewürze sowie meist auch Essig und Zucker.
Ich hatte noch ein paar Cranberries übrig und habe daraus dieses köstliche Chutney geklöppelt. Viel Spaß mit dieser und Euren eigenen Chutney-Kreationen. Probiert es einfach mal aus!
Wer sich zu den Themen 5-Elemente und Ayurveda umfassend informieren möchte, kann das hier, hier und hier tun.
Und so geht´s für 2 mittlere Gläser:
100 g Soft-Datteln längs vierteln, mit 100 ml kochendem Wasser überbrühen und zur Seite stellen.
200 g frische Cranberries waschen und abtropfen lassen.
2 mittelgroße Zwiebeln pellen und in schmale Spalten schneiden, 4 cm frischen Ingwer schälen und fein hacken.
2 EL Ghee oder Erdnussöl in einem mittelgroßen Topf erhitzen und wieder vom Herd nehmen. 2 TL gelbe Senfsaat und 1 TL Kreuzkümmelsamen in das Öl geben und unter Rühren anrösten. Den Topf wieder auf den Herd setzen und die Gewürze weiter auf mittlerer Hitze braten, bis die Senfsaat anfängt zu poppen.
Zwiebeln und Ingwer zugeben und unter Rühren ca. 2 Minuten dünsten. Die Datteln mit dem Einweichwasser und 4 EL Zucker zu der Zwiebel-Gewürz-Mischung geben, mit 1/2 TL Salz und 1/2 TL gemahlenem Kardamom würzen und kurz braten.
Die Cranberries zusammen mit 5 EL Rotweinessig in den Topf geben und alles einköcheln lassen, bis das Chutney eine sämige Konsistenz hat und die Flüssigkeit verdampft ist.
Noch heiß in saubere Twist-Off-Gläser füllen und abkühlen lassen. Über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen.
Liebe Melanie,
dein Chutney sieht sehr lecker aus. Kann ich das auch mit getrockneten Cranberries herstellen, wenn ich sie vorher in Wasser einweiche? Irgendwo hab ich mal so etwas gelesen. Und schmeckt dein Chutney eher süß oder scharf oder sauer? Ich finde Chutneys meist ziemlich sauer durch die Essigkomponente, daher habe ich mich noch nicht daran gewagt. Aber deine Fotos machen große Lust, das muss ich zugeben :-)
Liebe Grüße Bianca
PS: Ich habe mich sehr gefreut, dass ich auf deiner Linkliste stehe!!!
Hallo Bianca, Du kannst sicherlich auch getrocknete Cranberries verwenden, wenn Du diese 30 Minuten in Wasser einweichst und dann ordentlich abtropfen lässt. Sollte das Chutney dadurch dann zu viel Flüssigkeit enthalten, einfach länger köcheln lassen, bis Dir dir Konsistenz gefällt. Die Variante im Rezept hält gut die Balance zwischen süß und sauer – aber es kommt natürlich auf Deinen persönlichen Geschmack an. Wenn es Dir zu sauer ist, konterst Du einfach mit etwas zusätzlichem Zucker. Chutney schmecken in der Regel immer recht intensiv, da man in der Regel ja auch nur kleine Mengen davon verzehrt. Aber pass das ganze doch einfach an Deine Vorstellungen an. Viel Spaß dabei! Liebe Grüße, Mel.
Ja, mit so nem Chutney werden viele Sachen, die eh schon lecker sind, noch viel leckerer. Käse und Fleisch z.B. – oder Herr Äitsch (hast du übrigens gesehen, dass mich andere jetzt auch schon so nennen…) persönlich: Als ich neulich den Topf, in dem ich ein Zwetschgenchutney gekocht habe, mit dem Finger ordentlich geputzt habe, ist es immer schwieriger geworden mir bei der Aktion nicht in den Finger zu beißen…
Oh wie lecker es ausschaut. Zu den östlichen Länder kann ich dir zustimmen. Ich bin für etwa 4 Wochen durch Marokko (nicht wirklich östlich von uns aber es zählt ja zu der arabischen Kultur) gereist und das Essen ist wirklich sehr geprägt von vielen Geschmacksrichtungen. Es war eine tolle Reise und ich kann es nur jedem empfehlen. Die Menschen waren alle total nett (sobald man aus Marrakesh weg ist) und super hilfsbereit. Ständig wurde ich zum Essen bei einer Familie eingeladen und konnte so die Traditionen und das Essen kennen lernen! Datteln gibt es natürlich in Massen in Marokko! Wirklich toller Beitrag und deine Fotos sind sehr schön! :)
Annique von http://www.fashionique.de
Hallo Mel,
das sieht richtig klasse aus und gibt ein tolles Weihnachtsgeschenk für friends & family ab.
Sehr schön gestylt hast du.
Liebe Grüße
Barbara
Ich habe mich soooo sehr in der Beschreibung wiedergefunden. Mir fehlt auch oft die süße Komponente in einem Essen – und dann kommt der Heißhunger danach. heute hatte ich z.B. Hühnchen in Balsamicoessig mit getrockneten Datteln, Aprikosen geschmort und etwas Granatapfelsirup zugegeben. Dazu Bohnen und Cherrytomaten – ein Gedicht-Gericht mit süßer Komponente. Meinen Nachtisch (ein paar Trauben), habe ich dann sogar ausgelassen :-)
Liebe Grüße. Miss Jenny von Genuss und Versuchung
Mit Ayurveda werd’ ich mich kaum befreunden können. Dann müsste ich auch Yoga machen. Bei der TCM vielleicht Qu-Gong, und nach der DGE Turnvater Jahn?
Aber ich würde gern mal ein Glas von Deinem Chutney gegen eines von meiner Salsa tauschen.
LG