Raw oder auf Deutsch Rohkost ist ja irgendwie ein seltsames Phänomen: Die Nahrungsmittel werden roh – also ungegart und (größtenteils) in ihrem Ursprungszustand – zu Frühstück, Mittagessen und Abendbrot verarbeitet. Das klingt für den Normalbürger erstmal abschreckend. „Warum nur?” fragt man sich nicht ganz zu unrecht. Das ganze soll ernährungsphysiologische Vorteile habe. Aber schmeckt sowas denn überhaupt? Zeit für ein GourmetGuerilla-Experiment. Wir kochen raw. Ach nee … wie heißt Kochen dann ohne Kochen?
Damit das ganze für die Familie nicht gleich zu anspruchsvoll wird, habe ich mit einer Süßspeise angefangen. Ein Kuchen ohne Eier, Zucker, Butter, Milch – und vor allem ohne Backen. Auweia.
Ich hab´s getan. Und das ist dabei herausgekommen:
Die Tarte ist eigentlich sehr simpel. Man schreddert verschiedene Zutaten kurz und schmerzlos in der Küchenmaschine, verbringt das ganze in eine schöne Form, lässt das Wunderwerk im Kühlschrank ruhen und hat zum Schluss etwas, das wie ein leckerer Kuchen aussieht. Hier die Steps im Einzelnen:
Der Clou: Der Boden aus Mandeln und Rosinen wir durch Piment wunderbar aromatisch und würzig. Piment gehört wahrscheinlich wirklich nicht zu den Standard-Gewürzen in Euren Küchenschränken, ist aber in dieser Beeren-Tarte durchaus spannend. Traut Euch!
Dafür konnte ich auch endlich mein neues Lieblings-Küchspielzeug so richtig zum Einsatz bringen. Auf facebook habe ich Euch das wundervolle Dings vor ein paar Tagen schon vorgestellt: Der gusseiserne Gewürz-Mörser von Skeppshult ist einfach entzückend. Das kleine Schwergewicht (1,1 kg!) liegt rund und schön griffig in der Hand und zerkleinert im Nullkommanix auch winzigste Mengen an Gewürzen ganz nach Wunsch von grob bis staubfein. Das geht überraschend schnell und einfacher als in einem klassischen Mörser. Ich habe ihn in meinem Lieblings-Küchenladen in Ottensen gesehen und war sofort verliebt. Leider fällt die Wahl überaus schwer – es gibt ihn nämlich in verschiedenen poppigen Farben, die alle zusammen einfach super aussehen. Aber niemand braucht sechs Mörser (leider). Unter ein himmelblaues Einzel-Exemplar kann man ja aber zum Beispiel ein pinkes Läppchen legen. Hallo, schöner Farbkontrast.
Für die Füllung alle Zutaten bis auf die Brombeeren ebenfalls in einer Küchenmaschine zerkleinern, in den Boden gießen, mit den Brombeeren garnieren, kühl stellen – fertig.
Sie sieht nicht nur umwerfend aus, sie schmeckt auch richtig lecker. Etwas ungewohnt, nicht so fluffig wie ein Obstboden oder Rührteig, aber sehr fruchtig, mit einer dezenten Süße und einer leicht säuerlichen, erfrischenden Note nach Blau- und Brombeeren. Das Piment in dem kernigen Boden ist beim ersten Bissen etwas ungewohnt, macht das ganze aber wirklich spannend. Richtig gut wird die Tarte mit einem ordentlichen Klacks griechischem Joghurt (10% Fett). Veganer nehmen natürlich Soja-Joghurt. Ein Minz-Zweiglein rundet das ganze ab.
Und so geht´s:
Für den Boden 350 g Mandeln in einer Küchenmaschine mittelfein zerkleinern. Dann 80 g Rosinen, 2 EL Agavendicksaft, 1 Prise Salz, 1/2 TL Piment (am besten frisch gemahlen oder gemörsert) und 1 EL kaltes Wasser zugeben und weiter zerkleinern, bis die Masse krümelig wird. In einer Tarte-Form mit ca. 23 cm Durchmesser geben und auf den Boden und den Rändern gut festdrücken. Mit Frischhaltefolie bedecken und für ca. 20 Minuten in den Kühlschrank stellen.
Inzwischen die Füllung zubereiten: 300 g Blaubeeren mit 8 Datteln ohne Stein, 1 Spritzer Zitronensaft, 2 EL Agavendicksaft und 1 Msp. gemahlene Vanille (oder Vanille-Extrakt) in die Küchenmaschine geben und sehr fein zerkleinern. In die Tarte-Form auf den Boden gießen und mit den Brombeeren belegen. Für ca. 2 Stunden in den Kühlschrank stellen. (Keine Panik, wenn die Füllung am Anfang sehr flüssig ist. Im Kühlschrank wird sie dann fest wie Gelee.)
Und jetzt der kleine Ausrutscher: Kurz vor dem Servieren mit einem Hauch Puderzucker bestäuben.
Mit griechischem Joghurt oder Soja-Joghurt servieren und evtl. mit Minze garnieren.
Tipp: Wenn Du keine große Tartform besitzt, nimmst Du einfach viele kleine Auflaufförmchen, tiefe Tellerchen oder Creme Brulee-Schalen und bastelst Mini-Tartes.
Mit Frischhaltefolie abgedeckt, hält sich die Tarte einige Tage im Kühlschrank.
Schönes Rezept, werde ich mal austesten :-) Den Mörser besitze ich auch – ein Tipp: nicht mit Inhalt, also gemörserten Sachen stehen lassen, das zieht dann Feuchtigkeit und das Gusseisen rostet. Ist mir leider passiert, aber ich konnte den Patienten glücklicherweise noch retten ;-)
Hallo Nadja, danke für den Tipp! Ich hab ja schon mal in geistiger Umnachtung eine Gusseisen-Pfanne im Geschirrspüler ruiniert. Seitdem bin ich mit dem Material vorsichtiger ;-) Liebe Grüße!
Hallo, das klingt wirklich sehr lecker. Aber ich hätte eine Frage: wird der “Teig” fest genug um ihn, wenn der Kuchen fertig ist, aus der Form zu nehmen? Ich würde nämlich gern kleine Formen nehmen, aber auf denen kann man wegen der Antihaftbeschichtung nicht schneiden. Dafür haben sie einen losen Boden, den man anheben kann um das Küchlein leicht heraus zubekommen. Aber wird der Teig fest genug, damit er nicht zerfällt/zerbröselt beim Herraus nehmen? lg
Hallo Ava, der Teig wird recht fest, wenn man ihn ordentlich in der Form festdrückt und gut durchkühlt. Damit Du dann Deine kleineren Kuchen einfach aus der Form heben kannst, würde ich Frischhaltefolie in die Form legen, bevor Du den Boden einfüllst. Das müsste klappen. Viel Spass beim Ausprobieren :-) Mel.
Okay, das klingt echt lecker. Das mit der Firschhaltefolie für den Boden ist auch ein guter Tipp. Aber mal unter uns, ist da ein neuer Trend ausgebrochen? Überall seh ich dass Beeren für aussergewöhnlich Kreationen verwendet werden, bspw. wurden in dem Rezept Cranberries untergebracht. Und das schmeckte auch noch ganz gut.
Hach ja, roher Kuchen ist sowas Feines! <3
Und Skeppshult sowieso… habe seit letzter Woche die Pfanne, ein Traum!
Woher weißt du wie lange sich die Tarte im Kühlschrank hält? Welcher Unmensch lässt von sowas leckerem noch Reste?
Ist wahrscheinlich nur auf theoretisches Wissen zurückzuführen …