Deutschland einig Spargelland, ne. Hihi. Nein, ich entschuldige mich selbstverständlich für diesen Beinahe-Kalauer. Aber das ist schon so eine besondere Sache mit den Deutschen und ihrem weißen Spargel. Während die anderen euopäischen Nationen zweifelnd und kopfschüttelnd auf das blasse, ziemlich neutral schmeckende Gemüse schauen und es wirklich lieber exportieren, als selbst zu essen, gerät Deutschland pünktlich Ende April/ Anfang Mai ganz aus dem Häuschen: Der erste Deutsche Spargel ist da!
In der essen&trinken 05/12 hat Okka Rohd das Dilemma in ihrer Kolumne ganz wundervoll portraitiert: Wie erklärt man – verflixtnochmal – einem Engländer die deutsche Spargelbegeisterung? Ihrem Kumpel James fehlt dafür natürlich jegliches Verständnis. Rituale, sagt Okka. Spargel ist eines der Rituale, die uns Gewissheit geben, dass unser Leben in Ordnung ist. So ähnlich wie das Elfmeterschießen gegen England. James beschließt daraufhin, die „Krauts” ab sofort in „Spargels” umzubenennen. Großartig!
Ich persönlich fand Spargel immer ganz okay aber nicht sonderlich rekordverdächtig. Irgendwie gehört es zum Frühling dazu, ein- bis zweimal Spargel zu essen, nicht wahr. Meistens wird der ja eh mit einer Sauce Hollandaise aus der Packung serviert, die noch nie eine Spur von Butter, dafür aber ein gerüttelt Maß an Aromastoffen gesehen hat. Irgendwann ist die Spargelzeit dann vorbei – na gut.
Diese Haltung zum Edelgemüse hat sich Sonntagmittag tatsächlich fundamental geändert. Ich bin verrückt nach Spargel! Ich will Spargel! Ich verehre Spargel! Schuld ist ein Rezept aus der essen&trinken. Gleich als ich es gelesen hatte, war mir klar, dass ich das ausprobieren muss:
Der Spargel wird mit einem mediterranen Dressing unkompliziert in einem Bratschlauch im Ofen gegart. Dazu gibt als Zitronenstreusel. Das klingt so abenteuerlich – das muss einfach gut sein! Und so ist es auch … Der Spargel nimmt das Aroma des Dressings mit Oliven, Weißweinessig, Chili und (in meinem Fall) Pistazien vollständig in jedes einzelne Stängelchen auf und wird ungemein würzig. Dazu kommen dann hin und wieder kleine Oliven- und Chilistückchen als Geschmacksakzente. Durch das Garen im Bratschlauch wird der Spargel übrigens gar, aber nicht labberig.
Apropos Geschmacksakzente: Die Zitronenstreusel sind eine spannende Ergänzung zum Spargel und erinnern ein bißchen an in Butter geröstete Semmelbrösel.
Köstlich! Köstlich! Köstlich! Mein Spargel-Leben ist in bester Ordnung!
Und hier kommt das Rezept für Ofenspargel mit Zitronenstreuseln (2 Portionen)
Zitronenstreusel
Aus 70 g Mehl, 30 g zimmerwarmer Butter (Veganer verwenden Margarine), 1/2 TL Salz und dem feinen Abrieb 1 Bio-Zitrone mit den Händen feine Streusel kneten. 1 Stunde kalt stellen. Den Backofen auf 170 Grad vorheizen und die Streusel auf mittlerer Schiene ca. 15 Minuten goldgelb backen. Vollständig abkühlen lassen.
Ofenspargel
1 kg Spargel waschen, schälen und die Enden abschneiden. Ein genügend großes Stück von einem Bratschlauch abnscheiden und den Spargel hineinlegen. Ein Ende des Bratschlauchs zubinden.
Spargelschalen und Abschnitte in einem großen Topf mit 300 ml Wasser, 1 TL Salz und 1 Prise Zucker aufkochen. 30 Minuten ziehen lassen und durch ein feines Sieb abgießen – den Spargelsud dabei auffangen. 1 rote Pfefferschote und 10 Oliven fein schneiden. 60 g geröstete Pistazien schälen und grob hacken. 80 ml von dem Spargelsud mit 1/2 TL Salz, 2 EL Weißweinessig und 4 EL Olivenöl verrühren. Gehackte Oliven, Pfefferschote und Pistazien unterrühren.
Das Dressing zum Spargel in den Bratschlauch gießen, auch das andere Ende zubinden und alles vorsichtig schütteln, um das Dressing zu verteilen. Dann auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech setzen und einen Schlitz einstechen (siehe Gebrauchsanweisung Bratschlauch).
Den Ofen auf 180 Grad vorheizen und den Spargel im Bratschlauch ca. 35 Minuten backen.
Die Folie vorsichtig öffnen, den Spargel auf eine vorgewärmte Platte geben und mit dem Dressing beträufeln.
Mit glatter Petersilie bestreut sofort servieren und die Zitronenstreusel getrennt dazu reichen.
Tipp: Der Spargel passt z.B. toll zu einem kräftigen Fisch und im Ofen gerösteten Kartöffelchen.
Leider wohne ich in einem Land, in dem sie den Spargel lieber exportieren oder den aus der Dose essen. Oergs! Dabei wissen sie nicht, was sie verpassen. Ich muss dein Einheimischen wohl mal deine Bilder zeigen. Da läuft auch einem Spargelskeptiker das Wasser im Munde zusammen!
Hallo Zorra, das hast Du aber lieb gesagt! Ich hoffe, Du kannst den Einheimischen dann und wann ein bißchen Spargel abjagen – oder halten Sie Dich dann für … seltsam? ;-)
Ausschliesslich grünen Spargel gibt es hier. Der weisse wird wohl exportiert und wie gesagt in Dosen und Gläser gefüllt. Ab und zu findet man ein paar verdörrte Stangen. :-(
Verdörrte Stangen … um Gottes willen! Willste ein Care-Paket?
zitronenstreusel – geile idee! ich bin bekennender spargelliebhaber, aber ich finde sauce hollandaise ist eine spargelfolter (auch selbstgemachte). das leckere, zarte, kalorienarme gemüse wird unter der sauce ertränkt. definitiv nix für mich. deine spargelvariante wird fürs nächste spargelessen vorgemerkt!!
viele grüße, nyhet
Hallo nyhet, wenn Du auch nicht der ausgesprochene Hollandaise-Liebhaber bist, dann wird das Rezept genau richtig für Dich sein. ich hoffe, Du bist ebenso begeistert wie ich ;-) Sag mal Bescheid. Liebe Grüße! Mel.
ohhh wie toll! Wir werden uns das Rezept definitiv kredenzen und ich bin sehr gespannt :) Wieder mal danke für die Inspiration – ich freu mich immer, wenn es neue Post von dir gibt, da ist so oft was für uns dabei :)
Liebe Grüße
Nicole
Hach Nicole, das freut mich sehr! ;-) Der nächste Post wird übrigens süß (das gibt´s bei mir ja nicht soooo oft) – ich bin gespannt, ob das auch was für Euch ist! Liebe Grüße, Mel.
Super Entdeckung das Rezept! Wir habens heute abend ausprobiert und sind auch begeistert. OBWOHL wir durchaus auch eine Hollandaise (NICHT aus der Packung) zum Spargel mögen und den Spargel eh schon mediteranisiert haben (mit Parmesan, Olivenöl und Parmaschinken, ja auch mal Pesto).
Aber dies Rezept ist klasse.
Prima, dass du die e&t Probe liest (und kochst).
Wahrscheinlich findens die e&t-Leute nicht so toll? Aber diesmal ist es ein Anlass für uns die e&t durchaus kaufwillig noch mal durchzublättern.
(Wenn da schon EIN gutes Rezept drin ist….)
Hallo Thomas, super, dass Euch das Spargel-Rezept auch als erfahrene Mediterranisierer begeistern konnte. ;-) ich glaube, die Leute von der e&t freuen sich auch, wenn man die Rezepte lobend erwähnt – da steckt ja auch eine ganze Menge Arbeit und Leidenschaft drin. Seit die Chefredaktion gewechselt hat und die Ausrichtung dadurch viel moderner geworden ist, gehört die essen&trinken bei mir jetzt zur Standard-Ausrüstung. Liebe Grüße, Mel.
mmh ‘mediterran’ wohl wirklich mit 2 ‘r’!
Hallo Mel,
ich wohne in einer Spargelanbaugegend und konnte so gestern spontan welchen kaufen und das Rezept ausprobieren. Da ich es aber eilig hatte, hab ich die Zitronenstreusel durch Kartoffeln mit Zitronenbutter ersetzt. Völlig entspanntes kochen! Und der Chili ist entgegen meinen Erwartungen nicht zu massiv aufgefallen. Sehr lecker, gibt es wieder. Wie so einige von Deinen Rezepten.
Herzlichen Gruß
Sibylle
Hallo Sibylle, total entspanntes Kochen – ja das fand ich auch bei diesem Rezept ganz großartig! Bei mir wird der Spargel im Topf in Wasser gekocht nämlich ziemlich schnell ziemlich … tot. Und im Bratschlauch macht es nix, wenn man mal aus Versehen fünf Minuten zu spät merkt, dass die Garzeit vorbei ist. Ich freu mich, dass es Euch geschmeckt hat. Liebe Grüße! Mel.
Hallo Mel,
ich musste dein Rezept heute auch unbedingt ausprobieren, denn bisher war meine Einstellung zum Spargel ähnlich wie von dir beschrieben. Aber mit diesem Rezept werde ich noch zum richtigen Spargelfan. Es war einfach köstlich aromatisch, zum Reinsetzen. ;) Das gibt es ganz bestimmt bald wieder. Ach so, ich habe das Rezept übrigens aus einer Mischung aus weißem und grünen Spargel zubereitet.
…und morgen? Wird gewhim-whamt.:)
Schönes Wochenende und liebe Grüße
Ulli
Hallo Ulli, toll, dass Dich die mediterrane Variante auch eingefangen hat. Zum Reinsetzen trifft es genau ;-) Ob das Whim-wham auch zum Sitzen oder Reinlegen eingeladen hat? Ich bin gespannt! Alles Liebe, Mel.
Wirklich sehr, sehr lecker. Auch in meinen leicht abgewandelten Varianten.
Lies: *froi*
Das ist in der Tat einmal ein ganz anderes Spargel-Rezept! Die Bilder sehen jedenfalls mehr als vielversprechend aus! Wir wollen allerdings eine Lanze für die Sauce Hollandaise brechen. Diese leckere Begleitung zum königlichen Gemüse, lässt sich ganz leicht selbst machen und schmeckt auch um Welten besser, als die vielen Fertigprodukte. Unser Haubenkoch Markus Moser hat uns sein Rezept für die Sauce Hollandaise verraten. Er verwendet zum Beispiel Wüstensalz für die Sauce Hollandaise.
Würde uns freuen, wenn Sie uns berichten wie es Ihnen mit unserem Rezept ergangen ist.
Liebe Grüße aus Bad Kleinkirchheim,
das Team des Restaurant Loy Stub’n
Tolles Rezept, ich habe Balsamico verwendet, aber auch damit war es sehr sehr lecker. Endlich keine Hollandaise mehr – ich mag auch die selbstgemachte nur so semi, Wüstensalz ist zwar schischi, aber zu Fett und mächtig ist sie mir immer noch für den zarten Spargel. :)
Das ist toll! Besonders die Zitronenstreusel machen mich richtig an.
hm, das klingt lecker.
Wir machen Spargel immer als Nudelsauce, einfach in kleinen Stücken anbraten, mit Zitronensaft ablöschen und mit Sahne oder Milch zu einer Sauce aufgießen.
Am besten passt ein bisschen Bärlauch dazu.
Oooohhh wie lecker . wir haben es gestern ausprobiert. Gleich 2 Schläuche voll, da wir zu viert waren und da war es mir für einen Schlauch zu viel. Es war eine Spargel-Misstrauerin dabei – spannend. Und: sie war begeistert – wie alle. Super lecker, einfach klasse, das der Spargel so gut vorzubereiten war und dann entspannt während der Vorspeise vor sich hin schmurgelte. Es gab kleine Kartoffeln dazu – in der Schale gebraten, hat prima dazu gepasst und reichte auch den ansonsten eher fleisch-affinen Herren (na ja, ein wenig Parma-Schinken hatte ich vorsichtshalber mal auf den Tisch gestellt, und ein paar Hobel frischer Parmesan).
Also: nix mehr mit Hollandaise, die hat nun endgültig ausgedient. :-))
Das schaut gut aus, ich denke, das werden wir auch mal testen. *Rezept ausdruck*
Liebe Grüße,
Maren
Liebe Mel,
der Ofenspargel steht heute bei uns auf dem Plan und ich bin schon so gespannt. :o)) Die Streusel sind schon im Kühler und gleich geht es an den Rest. Ich bin immer wieder begeistert, was für schöne Rezepte (& sonstige Inspirationen) Dein Blog uns bringt.
Ganz liebe Grüße aus dem Pott,
Maren
ich liebe Spargel in absolut allen Varianten: gekocht, gebraten, geschmort, gegrillt… diese Variante klingt auch sehr lecker, allerdings hab ich keinen Bratschlauch – hast du eine Idee, wie man es sonst machen könnte?
Hey!
Habe heute das Rezept ausprobiert, allerdings ohne Streusel. Aber: MEGAGEIL! Schmeckt ja großartig!
Vielen Dank für den Tip!
Viele Grüße
Angela
Nee, nee, nee. Bei mir geht (bisher) nur Spargel mit Butter. Dazu Kartoffeln und Rosmarinschinken. Ob mich dein Rezept bekehren kann? Mal sehen.. ;-)